Ja, was machen wir nun?
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Fütterungsmöglichkeiten. Und es gibt gerade nicht die eine und einzige Fütterungsart, die immer und zu jeder Zeit auf jeden Menschen, jeden Hund, jeden Lebensumstand und jede Situation passt. Deshalb finde ich es so wichtig, bei diesem Thema aufgeschlossen zu sein und keine Ersatzreligion daraus zu machen.

Wer ganz genau wissen möchte oder muss was im Napf des Hundes landet, beispielsweise weil …

  • Allergien und Unverträglichkeiten zu berücksichtigen sind
  • ein bestimmter Qualitätsanspruch (z.B. Bioware, Fleisch aus der Region, usw.) besteht

.
wird sich vermutlich dafür entscheiden, das Futter selbst zusammenzustellen.

Unabhängig davon, ob hier nun rohes Fleisch und Knochen oder gekochtes Fleisch (auch als Reinfleisch aus der Dose) als Basis verwendet wird:

Wichtig ist es sich bewusst zu machen, dass der Hund langfristig nur gesund bleiben kann, wenn er ausgewogen ernährt wird. Ausgewogen bedeutet natürlich nicht, dass er täglich die Gleiche auf das letzte Gramm ausgewogene  Menge bestimmter Nährstoffe zu sich nehmen muss. Es bedeutet aber schon, dass WIR als Halter sicherstellen müssen, dass er auch wirklich das bekommt, was er benötigt und nicht – mit möglicherweise ernsten Folgen – einseitig gefüttert wird.

Entgegen häufiger Annahme kann man also durchaus einiges falsch machen, bei der Rohfütterung ebenso wie beim „selbst kochen“ für den Hund. Wer dauerhaft Rationen selbst zusammenstellen möchte, muss zumindest einen guten Überblick darüber haben, was in welchem Futtermittel in welcher Menge enthalten ist, und wie viel der Hund davon jeweils benötigt um ausreichend versorgt zu sein. Dies gilt insbesondere im Wachstum, bei Trächtigkeit und bei akuten wie auch chronischen Erkrankungen.

Und wer die Zeit nicht aufwenden kann oder will, sich in diesem Zusammenhang selbst einen gewissen Grundstock an Wissen zur Fütterung anzueignen, für den ist eine qualifizierte Fütterungsberatung mit einer Rationsberechnung und -zusammenstellung für den Anfang ganz sicher eine sehr gute und wichtige Investition.

Hin und wieder  wird argumentiert, dass wir Menschen auch nicht vor jedem Essen genau ausrechnen, ob wir mit der Mahlzeit nun ausreichend Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen.  Ja, für die meisten von uns trifft das vermutlich zu. Allerdings hinkt der Vergleich, weswegen ich persönlich dieses Argument auch nicht gelten lasse, denn:

Wir Menschen können an jedem Tag neu entscheiden, was wir essen werden.

Spüren wir das Bedürfnis nach einem Apfel, essen wir ihn. Egal ob uns eher nach einem Käsebrötchen, nach einer heißen Suppe oder nach einem bestimmten Gemüse ist: Wir sorgen dafür, dass wir es bekommen, weil wir es KÖNNEN. Selbst die härtesten Verfechter von Fast Food unter uns wissen in ihrem tiefsten Inneren, dass auch mal ein Stück Obst oder Gemüse oder ein Salat notwendig ist und haben tatsächlich auch mal „Japp“ darauf. Warum? Weil der Körper sagt „das ist jetzt wichtig!“

Auf Dauer gesehen gibt es also vielleicht mal mehr Vitamine und mal weniger. Aber in Summe essen wir (meistens) das was wir auch benötigen, wenn wir abwechslungsreich essen und eben nicht an jedem Tag genau das Gleiche. Würden wir ausschließlich Rinderfilet und Kartoffeln oder auch immer nur den gleichen Salat essen, würden wir genauso irgendwann in einen Nährstoffmangel geraten wie ein Hund, der ausschließlich Putenbrust und Möhren bekommt.

Hunde verspüren vielleicht auch einen Mangel, jedoch können sie nicht selbst für Abhilfe sorgen. Also muss der Mensch es tun. So einfach ist das!

Und wer so nicht füttern kann oder will, und sich stattdessen für ein Alleinfutter (in Form von Fertigfutter) entscheidet, sollte sich auf keinen Fall ein schlechtes Gewissen einreden lassen.

Auch in diesem Fall kommt es ja vor allem auf die Inhaltsstoffe und auf deren Qualität an. Und wer darauf achtet, kann seinen Hund natürlich auch mit einem fertigen Alleinfutter bedarfsgerecht ernähren. Es gibt durchaus qualitativ sehr hochwertige Alleinfutter. Man muss nur genau hinsehen.

Ihr wisst ja schon, dass Fertigfutter/Alleinfutter in einer bestimmten Weise deklariert werden muss. Hier sind nun die Werte an denen Ihr Euch ganz grob orientieren könnt:

 Inhalte Feuchtfutter
(z.B. Dose, Beutel)
Trockenfutter
Rohprotein 9 – 13 % 18 – 24 %
Rohfett 8 – 12 % 8 – 13 %
Rohasche 2 % 4 – 7 %
Rohfaser 0,5 % 2 – 4 %

(Dass die prozentualen Werte im Feuchtfutter geringer sind, liegt an dem – im Gegensatz zu Trockenfutter – viel höheren Wassergehalt.)

Wie Ihr außerdem bereits gelesen habt, ist der Verdauungsapparat des Hundes auf die optimale Verwertung von tierischen Futterbestandteilen ausgelegt. Es dürfte deshalb einleuchten, dass der Fleischanteil im Futter hoch sein sollte. Zwar können viele Hunde tatsächlich auch Stärke verdauen – diese Eigenschaft hat sich im Laufe der Entwicklung des Haushundes herausgebildet –  und es ist deshalb auch für einen gesunden Hund völlig in Ordnung, wenn Anteile von z.B. Getreide, Kartoffeln oder anderen Kohlenhydraten im Futter enthalten sind.  Jedoch sollte der Anteil von Fleisch und tierischen Produkten klar überwiegen. Und das Futter sollte möglichst naturbelassen sein.

Was im Futter überhaupt nichts zu suchen hat

Was nichts im Hundefutter zu suchen hat, wird von verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich bewertet. Ich denke der gesunde Menschenverstand hilft an der Stelle schon sehr viel weiter, ggfs. auch die Überlegung, was man zum Beispiel dem eigenen Kind auch nicht geben würde. Ich zähle hier nur einige Beispiele auf, die m.E. unstrittig sind:

  • Zuckerzusätze (benötigt ein Hund nicht und ist zudem zahnschädlich)
  • Farbstoffe (werden von einigen Herstellern hinzugefügt, um das Futter oder auch den Output – ja, tatsächlich – ansehnlicher zu machen)
  • Künstliche Konservierungsstoffe wie z.B. BHA (E320) oder BHT (E321), häufig als „EWG-Zusatzstoffe“ bezeichnet
  • Geschmacksverstärker und künstliche Aromastoffe

Diese und viele andere „künstliche“ Zusätze sind oft auch Auslöser für Allergien. Achtet also darauf.

 

Was nur scheinbar toll ist

Neben diesen hoffentlich nicht im Futter enthaltenen Zusätzen gibt es aber auch solche, die sich einfach schön lesen und Eindruck machen sollen. Dazu gehören zum Beispiel Kräuter. Versteht mich an dieser Stelle nicht falsch: Ich halte sehr viel von einer gezielten Kräuterverabreichung. Damit kann auf schonende Weise richtig viel Gutes bewirkt werden.  Was mir aber nicht gefällt ist, wenn Hersteller ihrem Futter winzige Mengen an Kräutern hinzufügen und damit den Eindruck erwecken, das Futter sei besonders wertvoll. Erstens können Kleinstmengen kaum therapeutischer Nutzen erzielen. Zweitens werden Kräuter, wenn man sie zu therapeutischen Zwecken nutzen will, kurweise gefüttert, nicht aber dauerhaft. Mit einer dauerhaften Beigabe kleinster Mengen unterschiedlicher Kräuter erreicht man also bestenfalls gar nichts.

 

Was in manchem Fertigfutter drin ist

Es gibt noch viele weitere Futterbestandteile, deren Bedeutung nicht immer jedem sofort klar ist.

Lignozellulose zum Beispiel ist die Bezeichnung für die Zellstruktur verholzter Pflanzen. Also Holz.
(Zucker-)Rübentrockenschnitzel sind Abfälle aus der Zuckerherstellung. Rübenschnitzel werden dafür durch Wässerung entzuckert und anschließend gepresst und getrocknet.

Wenn Ihr Bestandteile in Eurer Futterdeklaration findet, die Euch nicht klar sind:  Schreibt sie gerne als Kommentar unter diesen Beitrag. Dann sage ich Euch etwas dazu.

 

Was Ihr neben der Auswahl eines guten Futters immer tun könnt:
Beobachtet Euren Hund!

Gute Ernährung kann man sehen. Wer regelmäßig einen Blick auf die Ergebnisse der Verdauung seines Hundes wirft, wird auch anhand der Größe der Hinterlassenschaften schnell feststellen können, ob das derzeit verwendete Futter gut verdaulich ist und optimal verwertet werden kann.

Je mehr Füllstoffe und unverdauliche Bestandteile das Futter enthält, desto größer die Hinterlassenschaften, denn: Was nicht vom Körper verwertet werden kann, wird eben einfach wieder ausgeschieden.

Eine hohe Verwertbarkeit des Futters hingegen führt zu geringeren Outputmengen. Für den Spaziergang bedeutet dies den angenehmen Nebeneffekt der kleiner werdenden Tüten. Mit einem gut verdaulichen Futter werden außerdem die an der Verdauung beteiligten Organe des Hundes weniger belastet. Das kann z.B. für ältere und kranke Hunde sehr wichtig sein.

Aber auch der Zustand von Fell und Haut des Hundes ist unter anderem abhängig von der Ernährung und gibt mitunter deutliche Hinweise. Und wenn Ihr nun den Eindruck habt, dass vielleicht gerade nicht alles bestens ist, dann überprüft doch einfach mal das Futter Eures Hundes.

 

Schlussgedanken

Das Thema „Fütterung“ polarisiert. Wenn man sich für qualitativ hochwertige Fütterung stark macht, hört man viele Geschichten. Möglicherweise kennt Ihr ja auch, diese  Berichte von diesem oder jenem Hund, manchmal sogar ganzen Hundegenerationen von „früher“, deren Futter regelmäßig nur aus Küchen- und Tischabfällen sowie den Resten von Mahlzeiten bestand, und die damit immer gesund alt geworden sind. Ja, das ist tatsächlich möglich.

Jedoch besteht dabei eben auch die Gefahr, dass der Hund nicht optimal versorgt wird. Dieses Risiko sollte zumindest jedem bewusst sein. Auch sollte man sich klar machen, dass Mängel nicht immer sofort erkennbar werden. Es ist manchmal unglaublich, wieviel und was der Körper eines Lebewesens – auch über eine erstaunlich lange Zeit – so alles kompensieren kann.

Auch Helmut Schmidt hat als Kettenraucher ein hohes Alter erreicht. Dennoch wird wohl niemand daraus schließen wollen, dass die Qualmerei demnach gesund gewesen sein muss. Er ist nicht wegen, sondern trotz seiner Zigaretten so alt geworden.

Hunde füttern ist keine Raketenwissenschaft, oder besser: Es muss nicht dazu gemacht werden. Es ist gut und richtig, sich damit zu beschäftigen. Vor allem aber ist es wichtig, den gesunden Menschenverstand zu bemühen. Es hilft, einmal mehr die Deklarationen zu lesen, manchen Begriff auch einfach mal nachzuschlagen um sich bewusst zu machen, was man seinem Begleiter so anbietet.

In diesem Sinne: Füttert doch einfach Euren Hund! 🙂

 

 

(c) Silke Stricker, 14.04.2018

Der Beitrag darf gerne mit Quellenangabe geteit werden.

 

Ich hoffe, dass diese kleine Serie Euch gefallen hat. Wenn Euch noch etwas wichtiges fehlt, oder wenn Ihr noch mehr über das Thema wissen wollt, dann gebt Bescheid. Vielleicht folgt dann irgendwann das „große Einmaleins“…

Hier könnt Ihr nochmal die Teile 1 – 5 dieser Serie nachlesen:

Teil 1 – Interessantes zur Anatomie
Teil 2 – Verschiedene Futtermittel
Teil 3 – Verschiedene Fütterungsarten
Teil 4 – Was ist drin im Fertigfutter?

2 Kommentare

  1. Liebe Silke,

    ich fand die Serie sehr gut – toll geschrieben und (was man selten findet) auch sehr wertfrei.
    Ich kann Dir in allen Punkten nur zustimmen … man muss die für sich und seinen Hund passende Fütterungsmethode finden. Ich werde immer von Leuten abgeschreckt, die behaupten, sie hätten die einzig richtige Weise gefunden und versuchen dann den rest zu bekehren.

    Dabei gibt es so viel zu berücksichtigen – von Vorlieben, Verträglichkeiten über Kosten bis hin zur verfügbaren Zeit.
    Natürlich sollte jeder etwas darüber nachdenken, was er seinem Hund gibt … aber das sollten wir auch bei uns tun.

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Cara und Shadow

    • Liebe Isabella,
      vielen lieben Dank für Dein Feedback. Es freut mich, dass Dir die Serie gefallen hat. Und ich stimme Dir zu: Über unsere eigenen Ernährungsgewohnheiten sollten wir in der Tat auch ausreichend nachdenken.
      Herzliche Grüße und ein paar Streicheleinheiten für Cara und Shadow

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