Heute startet die Blog-Kategorie „Das kleine Hunde-Einmaleins“. Wie schon angekündigt, geht es mit dem Thema „Fütterung“ los. Weil das etwas umfangreicher ist, wird es dazu insgesamt fünf Teile geben. Heute, im ersten Teil, geht es um die Anatomie…

Schauen wir uns als Erstes einmal ein paar Fakten an, über die man einfach nicht streiten kann:

1. Gebiss des Hundes
Das typische Gebiss eines Fleischfressers mit den langen und spitzen Fangzähnen und scharfkantigen Backenzähnen, aber ohne die breiten Mahlzähne ist darauf ausgelegt, Beutetiere zu packen, festzuhalten und anschließend Fleisch, Sehnen, Haut, Organe, Knorpel und Teile der Knochen in schlingbare Stücke zu zerteilen. Ein solches Gebiss hat der Hund.
Was manchmal beim Hund wie „Kauen“ aussieht, ist nur das Zerteilen von Nahrung. Ein Zermahlen von Nahrung gibt es beim Hund nicht. Es ist aufgrund der Zahnform auch gar nicht möglich, aber auch nicht nötig. Beim Fleischfresser beginnt im Gegensatz zum Pflanzenfresser die Verdauung nämlich nicht im Maul, sondern tatsächlich erst nach dem Schlucken im Magen. Das Pflanzenfressergebiss hingegen hat eine lange Reihe von breiten Backenzähnen (auch als Mahlzähne bezeichnet) mit recht flacher Oberfläche. Diese dienen dazu, pflanzliche Nahrung vor dem Schlucken sehr gründlich zu zerkleinern und fein zu mahlen. Dies gründliche „Kauen“ ist bereits eine erste Vorstufe des etwas langwierigeren Verdauungsprozesses pflanzlicher Nahrung.

Den Unterschied zwischen Pflanzen- und Fleischfressergebiss kann man gut erkennen, wenn man das Gebiss eines Hundes und eines Pferdes nebeneinander sieht:

Pferd

Hund

 

 

Das Pferd hat eine lange Reihe von Mahlzähnen mit flacher Oberfläche, ausgelegt auf das Kleinmahlen pflanzlicher Nahrung. Die scharfkantige Backenzähne im Gebiss des Hundes hingegen dienen dazu, Beutetiere  zu zerteilen.

 

 

2. Verdauungsapparat des Hundes
Es gibt zwei wesentliche Unterschiede in den Verdauungssystemen von Fleisch- und Pflanzenfressern:  Den ph-Wert des Magensaftes und die Länge des Darms.
Im Verdauungsapparat eines Fleischfressers ist der Magensaft durch den hohen Salzsäureanteil sehr viel aggressiver als beim Pflanzenfresser. Dies ist notwendig, damit das in größeren Stücken dort ankommende rohe Fleisch zügig vorverdaut und eventuell vorhandene Keime und Bakterien unschädlich gemacht werden können.  Fleischfresser haben außerdem deutlich kürzere Därme als Pflanzenfresser. Das hat die Natur so eingerichtet, weil der Verdauungsprozess von Pflanzen ganz anders funktioniert und erheblich mehr Zeit benötigt. Die pflanzliche Nahrung muss viel länger im Darm verbleiben, damit überhaupt alle Nährstoffe aufgenommen werden können.

Vergleicht selbst: Der Magensaft des Hundes hat einen ph-Wert von  1 – 1,5 (sehr sauer), der eines Pferdes im vorderen Bereich von etwa 5,5.  Der Darm eines Hundes ist 2 – 7 m lang, der Darm eines Pferdes hingegen ist 25 – 40 m lang. Falls Ihr nun sagt, dass ein Pferd ja auch viel größer und deshalb als Vergleich nicht besonders gut geeignet ist, nehmen wir noch ein weiteres Beispiel eines Pflanzenfressers dazu:  Bei Schafen und Ziegen beträgt die Länge des Darms – fast genau so wie beim Pferd – zwischen 20 und 40 m.

Zähne und Verdauungsapparat des Hundes geben also einen deutlichen Hinweis darauf, dass er Fleisch und andere weitere Bestandteile von Beutetieren optimal verdauen kann. Soviel zu den Fakten.

Was genau sagt uns nun das Gebiss und der Verdauungsapparat des Hundes bezogen auf die Fütterung? Welche Schlüsse sollen oder müssen wir daraus ziehen?
An dieser Frage scheiden sich die Geister in der Hundwelt und es wird gestritten was das Zeug hält. Wer nicht die allein glückseligmachende Fütterungsform des jeweiligen Diskussionspartners für richtig hält, findet sich leider oft sehr schnell in einer Schublade wieder. Diese heißen bestenfalls „hat eben keine Ahnung“, schlimmstenfalls aber gerne auch mal „Tierquäler“.

Wie viele andere  Themen aus der Menschenwelt, ist auch das kontrovers diskutierte Thema Ernährung in die Hundewelt hinübergeschwappt.  Nicht nur für den Neuling unter den Hundehaltern ist es da schwierig, den Überblick zu behalten und vor allem Ruhe zu bewahren. Da fragt man sich zwischendurch, ob man überhaupt wirklich einen Hund halten kann, wenn doch schon die Fütterung so ein schwieriges Thema ist, bei dem man offenbar so viele Fehler machen kann.
Nicht einfacher wird es dadurch, dass der Trend zur Futterdiskussion auch dazu geführt hat (und weiterhin dazu führt), dass neue Futterhersteller wie Pilze nach einem warmen Sommerregen aus dem Boden sprießen, begleitet von einer stetig wachsende Anzahl von  Hundeernährungsberatern.

Ich finde das grundsätzlich gut, denn die Ernährung spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Gesunderhaltung jedes Lebewesens. Und gerade auch bei bereits kranken Tieren ist eine optimal abgestimmte Ernährung ein ganz wichtiger Baustein auf dem Weg zur Gesundung. Jedoch ist es für den Hundehalter oft schwer festzustellen, ob einerseits fach- und sachgerecht und andererseits auch neutral beraten wird.  Persönlich finde ich beides wichtig.

An  dieser Stelle möchte ich kurz darauf hinweisen, dass ich weder Ernährungsberaterin bin noch in meiner Praxis Futter vertreibe. Ich schreibe also diese Beträge nicht, um Euch igendetwas zu verkaufen. Mir geht es wirklich lediglich darum, möglichst unkompliziert etwas mehr Transparenz zu schaffen, den Dschungel ein wenig zu lichten für diejenigen, die sich für das Thema interessieren.

Im nächsten Beitrag möchte ich Euch aufzeigen welche verschiedenen Bezeichnungen für Futtermittel es gibt, und was diese praktisch bedeuten.

 

(c) Silke Stricker, 16.03.2018

Der Beitrag darf gerne mit Quellenangabe geteit werden.

 

Weitere Teile dieser Serie:

Teil 2 – Verschiedene Futtermittel
Teil 3 – Verschiedene Fütterungsarten
Teil 4 – Was ist drin im Fertigfutter?
Teil 5 – Und was machen wir nun?

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